Zecken-Borreliose! Wissenswertes über die Plagegeister Zecken und vorbeugende Schutzmassnahmen gegen Zeckenstiche
Die weltweit über 1000 bekannten Zeckenarten sind keine Insekten, sondern Spinnentiere (Arachnidae). Man erkennt das adulte Tier an den 8 Beinen. Vermutlich sind sie seit zehntausenden von Jahren lästige Wegbegleiter und Gesundheitsschädlinge des Menschen. Der in ganz Europa heimische Holzbock (Ixodes ricinus) ist für die Übertragung der gefürchteten Borreliose verantwortlich.
Was ist eine Borreliose?
Eine Borreliose ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene Erkrankungen, die durch eine Infektion mit Bakterien der Gattung Borrelia ausgelöst werden. Sie sind nach ihrem Entdecker, dem französischen Mediziner und Bakteriologen Amedee Borrel (1867-1936) benannt.
Den Anstoß für die Erforschung der merkwürdigen Krankheitssymptome verdankt man nicht etwa honorigen Wissenschaftlern, sondern der Beobachtungsgabe und dem Durchsetzungswillen der amerikanischen Hausfrau und Mutter Polly Murray, die nach Umzug mit ihrer Familie in die US-Stadt Lyme (daher der Ausdruck Lyme-Borreliose!) in Connecticut über Jahre an sich, ihrer Familie und Nachbarfamilien immer wieder grippeähnliche Symtome, anhaltende Kopfschmerzen, seltsame Ausschläge und Gelenkschwellungen erkannte und dokumentierte. Mit den Jahren stellte sie fest, das diese Krankheitserscheinungen immer im Frühling und Sommer jeweils nach Zeckenstichen auftraten. Nach jahrelanger erfolgreicher Konsultation verschiedener Fachärzte wandte sich Polly Murray mit ihren Recherchen an das Gesundheitsamt und erreichte eine Veröffentlichung der Fälle durch die New York Times, woraufhin solche Krankheitsbilder aus den ganzen USA gemeldet wurden. Endlich forschten Wissenschaftler der großen Universitäten in den USA und Europa an der Thematik und tauschten sich auf Kongressen aus. 1981 gelang dem Wissenschaftler Dr. Willy Burgdorfer durch Zufall die Entdeckung der Borrelien im Darmsack von Zecken. Ein Durchbruch bei der Erforschung der Erkrankungen und Heilungsmöglichkeiten.
Diese schraubenförmige Bakterienart hat es in sich: Sie scheint fast alle Körperregionen infizieren zu können. Symptome eines Befalls mit Borrelia burgdorferi sind grippeähnlich, wie z.B. Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Fieber, Hautveränderungen ( Wanderröte), Schmerzen und Schwellungen an Gelenken und Störungen des Nervensystems. Gegen diese Bakterie existiert bislang noch kein Impfstoff und selbst nach langwieriger Antibiotikatherapie haben Borrelien die Fähigkeit, im Gewebe zu verharren.
Außerdem sind mindestens 3 Typen (Genospezies) der Bakterie Borrelia burgdorferi bekannt. Zecken können eine von ihnen, aber auch zwei oder alle drei auf einmal übertragen. Auch dies erschwert die Entwicklung eines Impfstoffs. Es existieren auch Borrelienstämme, die eine vererbte oder erworbene Resistenz gegenüber Antibiotika aufweisen. Borrelioseinfektionen, die unbehandelt bereits mehrere Jahre zurückliegen, sind nur noch ausgesprochen langwierig, schwierig und ausschließlich mit Methoden der Komplementärmedizin zu behandeln. Man unterscheidet verschiedene Krankheitsstadien, die fließend in einander übergehen oder auch durch längere beschwerdefreie Intervalle getrennt sein können. Eine Borrelieninfektion ist äußerst ernst zu nehmen!
Wie gelangen die Borrelien in die Zecke?
In ihrer Entwickung durchlaufen die Zecken 3 Stadien: von der Larve (Achtung, diese ist so klein wie der Punkt hinter diesem Satz und hat nur 6 Beine!) zur Nymphe bis zum adulten Tier. Diese Entwicklung setzt von Stadium zu Stadium jeweils eine Blutmahlzeit voraus. Bei diesem Saugakt können sowohl Erreger von der Zecke auf den Wirt, als auch von dem infizierten Wirt auf die Zecke übertragen werden. Wirte, die mit Nahrung versorgen sind z.B. Mäuse, andere Kleinsäuger, Eidechsen, Vögel, Rehe, Wildschweine, Hunde und leider auch wir Menschen. Eine weibliche Zecke muß in ihrem Lebenslauf 3 x zum Blutsauger werden, während eine männliche Zecke mit 2 Wirten auskommt. Ohne Wirtangebot kann eine Zecke bis zu 5 Jahren ohne Nahrung auskommen. Eine weibliche Zecke legt zwischen 500 und 5000 Eier ab, die schon durch die Zecke mit verschiedenen Erregern infiziert sein können. Zecken haben nur wenige natürliche Feinde und man braucht kein Rechenkünstler zu sein, um zu ermitteln, dass sowohl die Zeckenpopulation ansich, als auch die infizierten Spezies stetig zunehmen werden. Die Durchseuchungsrate variiert geografisch, gilt aber im deutsch- sprachigen Gebiet als hoch. In einigen Gebieten fand man Durchseuchungen von 60%.
Wo warten die Zecken auf uns?
Zecken mögen es warm und feucht und bewegen sind in der Laubstreuschicht sowie auf Gräsern, Kräutern und niedrigen Gehölzen bis ca. 1 Meter Höhe. Sie springen übrigens nicht von Bäumen auf uns herab! Man findet sie von der Küste bis zur Baumgrenze, weshalb man in Hochgebirgsregionen von ihnen verschont bleibt. Sie überdauern anhaltende Kälteperioden problemlos, haben kaum Fressfeinde und sind mit 5 Jahren Lebensfähigkeit ohne Nahrungsaufnahme wahre Hungerkünstler. Gehäuft findet man sie natürlich dort, wo sie vermehrt auf Wirte treffen können, also an Wegrändern, Wildpfaden udg..
Wie gelangen die Borrelien in den Menschen?
Der Mensch dient den Zecken als Wirt. Nachdem wir eine Zecke in der Gras- und Krautschicht abgestreift haben, versucht sich diese festzuklammern. Oft wandert sie mehrere Stunden auf der Suche nach einer geeigneten Einstichstelle am Wirt. Sie bevorzugt die zarten Hautpartien. Ist diese Stelle gefunden, treten die Mundwerkzeuge in Aktion. Zuerst wird die Wirtshaut und das darunter liegende Gewebe aufgeritzt und dann der mit Widerhaken ausgerüstete Saugrüssel in die Wunde eingeführt. Zunächst injizieren die Zecken Speichel, der betäubend und blutgerinnungshemmend wirkt. Dadurch bemerken wir den Stich nicht sofort. Zur festen Verankerung wird außerdem ein schnell härtendes Sekret ausgeschieden, welches den Saugrüssel mit der Haut verklebt.
Der Vorgang des Einstechens dauert 7 bis 12 Minuten. Durch das Nahrungsrohr werden dann Blut, Zellsubstrate und Gewebesäfte aufgesaugt und gelangen in den Darmsack der Zecke. Der Darm der Zecke ist frei von aggressiven Verdauungsenzymen. Daher kann sich Borrelia burgdorferi hier ungehindert ansiedeln und vermehren. Alle im Blut des Wirts befindlichen Erreger können beim Saugakt in den Zeckendarm gelangen, aber gleichzeiig infiziert die Zecke durch ihren Speichel sowie auch durch zeitweilige Darmentleerung ihren Wirt mit krankmachenden Mikroorganismen. Der Saugvorgang am Körper kann 2 bis 14 Tage dauern. Sind die Zecken satt, lösen sie sich ab.
Wie kann man eine Infektion verhindern?
Nur indem man die Zecke von sich fernhält!
Das funktioniert durch entsprechende Schutzmassnahmen gegen Zeckenstiche.
- Mit der richtigen Kleidung kann man Zecken den Zugang zu unserer Haut erschweren. An glatten Stoffoberflächen kann die Zecke nicht so gut Halt finden und sie wird an heller Bekleidung leichter entdeckt. Tragen Sie in der freien Natur (Wald, Felder, Wiesen, Parks, Garten) möglichst geschlossene Schuhe und hautbedeckende, körpernahe Kleidung.
- Nach Aufenthalten in der Natur suchen Sie bitte ihre Kleidung auf Zecken ab. Bitten Sie Familienangehörige und Freunde um Mithilfe.
- Untersuchen Sie sämtliche Hautstellen auf Zuwanderung. Überprüfen Sie mit Hilfe eines Spiegels auch schwer ersichtliche Körperstellen. Dabei sollten sie daran denken, das die Zecke im Larvenstadium nicht größer als ein halber Millimeter ist! Setzen Sie bei Bedarf ihre Brille auf, wenn ihnen eine helfen kann! Wenn sich die Zecke noch nicht verankert hat, hilft ein gründliches Duschbad.
- Bewahren Sie getragende Kleidungsstücke in Trockenräumen auf. Nach 3 Tagen vertrocknen die dort versteckten Zecken. Diesen Effekt erzielen Sie auch mit einem 30-minütigen Aufenthalt im Wäschetrockner. Natürlich nur für Ihre Wäsche ;).
- Es wird eine Vielzahl von Zeckenschutzmitteln angeboten, die durch chemische Wirkstoffe Zecken abwehren sollen. Sie sind kein zuverlässiger Schutz, da sich die Wirkstoff durch Schweiß, Hautfette, Schmutz und auch mit der Zeit verflüchtigen. Außerdem haben sie Nebenwirkungen und können besonders bei hautempfindlichen Personen unangenehme Reaktionen auslösen. Meine Meinung: wenn überhaupt, dann nur auf die Kleidung sprühen und die Haut verschonen. Aber das kann jeder halten wie er will.
- Suchen Sie nach jedem Spaziergang ihre mitgenommenen Hautiere nach Zecken ab. Durch engen Kontakt zum Haustier können Zecken ebenfalls leicht übertragen werden.
Was ist zu tun, wenn sich eine Zecke bereits festgesaugt hat?
Sofortiges fachgerechtes Entfernen der Zecke reduziert das Infektionsrisiko. Die Borrelien gelangen nämlich erst frühestens zwei Stunden nach Beginn des Saugaktes in den Wirt. Meistens sogar erst nach einem bis zwei Tagen. Die Erreger befinden sich im Mitteldarm der Zecken, dessen Inhalt erst nach einer bestimmten Saugzeit praktisch in den Wirt erbrochen wird. Kann man den lästigen Plagegeist also rechtzeitig entfernen, gelangen mögliche Erreger erst gar nicht in den Körper des Wirtes.
Verwenden sie eine dünne, gut schließende Pinzette und setzen sie diese parallel zur menschlichen Haut zwischen den Saugwerkzeugen und dem Zeckenkörper an. Die Zecke ist nun mit einer leichten Ziehbewegung zu beseitigen. Da der Saugrüssel mit seinen Widerhaken keinerlei Gewindeprinzipien gehorcht, ist eine Drehbewegung während des Herausziehens sinnlos und sogar gefährlich. Ein anschließendes Zerquetschen mit den Fingern ist wegen des kräftigen Chitinpanzers oft nicht erfolgreich. Spülen sie das Tier im Waschbecken oder in der Toilette ab. Desinfizieren sie die Hautstelle z.B. mit Jod oder 70%igem Alkohol. Notieren Sie den Zeitpunkt und die betroffene Körperstelle, damit sie evt. später auftretende Krankheitssymptome zuordnen und entsprechene Massnahmen einleiten lassen können.
Wer sich die Entfernung nicht selbst zutraut, sollte umgehend eine ärztliche Praxis aufsuchen. Dort wird das Spinnentier mit einer Kanüle entfernt und die kleine Wunde desinfiziert.
Auf jeden Fall: lassen Sie sich durch Zecken nicht den Gang in die Natur verderben! Die Nutzung der Natur hat einen enormen Freizeit- und Erholungswert! Denken Sie immer daran: WALD WIRKT …und zwar
auf jeden Fall positiv! In diesem Sinne: Viel Spaß bei Ihren Ausflügen.